Es wird keine Kandidatenliste von Bündnis 90/Die Grünen für die Wahl der Gemeindevertretung Linsengericht am 15. März 2026 geben. Ausschlaggebend dafür ist, dass sich nicht genügend Kandidaten und Kandidatinnen gefunden haben, die bereit waren, für die Grünen in Linsengericht zu kandidieren und ein Mandat in der Gemeindevertretung in den nächsten 5 Jahren wahrzunehmen. Dies ist für den Vorsitzenden des Ortsverbands der Grünen Klaus Böttcher und die Vorsitzende der bisherigen Fraktion in der Gemeindevertretung Anja Keilwerth-Hartlich ein enttäu-schendes Fazit nach vielen Jahren grüne Politik in der Gemeindevertretung.
Anders als in vielen anderen Gemeinden haben sich in Linsengericht in den letzten Jahren kaum zusätzliche Parteimitglieder gefunden – auch nicht durch einen öffent-lichkeitswirksamen Hilferuf nach Beteiligung im Sommer 2025. Von diesen ist aus gut nachvollziehbaren häufig privaten Gründen kaum jemand bereit gewesen, ein Mandat in der Gemeindevertretung wahrzunehmen. Mit einer sehr kurzen Liste von deutlich weniger als 9 Personen würde jedoch jeder Wähler/in, der die grüne Liste ankreuzt nach dem Kommunalwahlrecht Stimmen verschenken. Außerdem bestünde die Gefahr, Mandate gar nicht oder jedenfalls nicht für die gesamte Wahlperiode von 5 Jahren wahrnehmen zu können.
Zur Erklärung: Bei 27 Gemeindevertretern wie in Linsengericht würden bei einer übli-chen Listenstimme auch bis zu 27 Stimmen auf die Kandidaten dieser Liste verteilt. Dabei erhält jeder einzelne Kandidat/in nur maximal 3 Stimmen. Daher könnten erst bei 9 Kandidaten auf der Liste alle Stimmen verteilt werden.
Dies ist besonders bitter, da den Wählern/innen aus der Sicht der Grünen viele Möglichkeiten statt der AFD zur Wahl angeboten werden sollten. Dazu müssten nun die Listen der anderen Parteien zur Wahl empfohlen werden.
Er habe seine Stimme in der Gemeindevertretung zu vielen Themen am Rednerpult erhoben, betont Böttcher, um die Positionen der Grünen zu vielen Fragen deutlich zu machen. Zuletzt habe man mit dem Beschluss der Gemeindevertretung zur Nahmo-bilität am 8. Dezember einen großen Erfolg erzielt. Darüber habe auch die GNZ als einzige lokale Zeitung immer wieder berichtet. Dennoch sei die Resonanz der Bürger positiv, kritisch oder auch erbost bei fast allen Themen minimal gewesen – weder als Besucher in den Sitzungen noch hinterher per E-Mail, Telefonanruf oder an der Haustür, alles mit wenigen Klicks im Internetauftritt der Gemeinde zu finden.
Mit Interpretationen dieser mangelnden Resonanz der Wähler bei immerhin durch-schnittlichen Wahlergebnissen in den letzten Jahren wollten sich die Vertreter/innen der Grünen Linsengericht zurückhalten. Naheliegend sei jedoch, bei einem beträcht-lichen Teil der grünen Wähler/innen nur ein begrenztes Interesse für die Themen in einer kleinen Gemeinde wie Linsengericht zu vermuten. Dies gelte insbesondere für seinen Ortsteil Altenhaßlau, in dem viele Leute gefühlt wie in einem Stadtteil von Gelnhausen wohnten und wenig auf die übrigen Ortsteile blickten.
Sicherlich hätten die wenigen Aktiven der Grünen mehr Wirbel in Sozial Media machen können. Ob man damit wirklich Kandidaten/innen für die Gemeindevertre-tung gefunden hätte, bleibt fraglich. Zugegebenermaßen sei die Arbeit als kleinste Opposition in der Gemeindevertretung nach dem Ende der Kooperation mit der SPD im Winter 2023/24 wenig spannend und kaum große Projekte zu entscheiden gewesen.
Klaus Böttcher ist seit Herbst 2013 in der Gemeindevertretung tätig. Die Diskussion über weitere Umgehungsstraßen aus seiner Sicht sei Gott sei Dank eingeschlafen. Im Bereich des Verkehrs sehe er auch handfeste und dauerhafte Erfolge wie die Sperrung der alten Lagerhausstraße für den Autodurchgangsverkehr, die Bushalte-stelle am Ladenzentrum „Am Sandacker“, die bis zum Fahrplanwechsel „Vor der Au“ hieß, die Finanzierungsbeteiligung am Angebot der Buslinie 30 nach Lützelhausen mit Anbindung des Gewerbegebiets „Am Weinberg“, Freigericht und den Kahlgrund oder das Angebot des abendlichen Anruf-Sammel-Taxi-Verkehrs in alle Ortsteile an allen Wochentagen.
In anderen Bereichen habe die kleine Fraktion unter Leitung von Anja Keilwerth-Hartlich negative Entwicklungen wie den anhaltenden Flächenverbrauch durch neue Wohn- und Gewerbegebiete nur abbremsen können oder sei in der Energiepolitik schon frühzeitig mit dem Eintreten für Erzeugung von Strom durch Windkraft an der Mehrheit gescheitert, auch wenn sich bei der Bürgerbefragung 2014 immerhin ca. 40 % der Bürger/innen für die Position der Grünen ausgesprochen hätten. Hinzu kamen u.a. die Vorschläge des Arbeitskreises zur Sanierung der Ortsmitte Altenhaßlau, die Verhinderung einer Grundsteuererhöhung schon für 2025, die Vorschläge des Ar-beitskreises zur Waldbewirtschaftung im Rahmen der Forsteinrichtung, die Verträge des ITN zum Schutz der Mopsfledermaus im Gemeindewald, die Aufstellung von Insektenhotels oder das zuletzt mit Mehrheit fortgesetzte Förderprogramm Ökologie für PV-Anlagen.
Spaß gemacht habe Böttcher auch die Leitung des Ausschusses für Umwelt, Agrar, Forst und Tourismus. Hier habe es die Möglichkeit zu einigen interessanten öffentli-chen Diskussionen gegeben, wie zum Beispiel über die Rolle der Jagdpächterin im Gemeindewald. Dies sei leider durch den Losentscheid zum Ausscheiden als stimm-berechtigtes Mitglied nach dem Fraktionswechsel von Gunther Schilling beendet. Ein Nachfolger ist danach nicht bestimmt worden und die anderen Fraktionen haben die Arbeit dieses Ausschusses einschlafen lassen.
Böttcher werde weiterhin politisch aktiv bleiben, dies sei für ihn auch auf regionaler Ebene denkbar. Emotional sei seine Distanz zu seiner Wohnsitzgemeinde jedoch durch die Erfahrungen mangelnder Resonanz vor Ort eher gewachsen. Am Wahl-kampf werde man sich mit Besuchen von Veranstaltungen und kritischen Fragen an die Bürgermeisterkandidaten und -kandidatinnen und die Listenkandidaten der anderen Parteien dennoch beteiligen.
Wünschen würde sich Böttcher – und das habe schon in den vergangenen Jahren gegolten – transparentere Diskussionen um Ziele und Projekte der Gemeindepolitik. Hinzukommen sollten Beteiligungsforen, in denen nicht nur Mandatsträger mitwirken könnten, sondern mit themenbezogenem Interesse auch alle Bürger/innen der Gemeinde. Damit könnte auch die Lust an der Gemeindepolitik geweckt werden, ohne sich gleich wie eine Gemeindevertreter/in zu allen Themen positionieren zu müssen. So etwas würde er sich zum Beispiel für eine Fortsetzung des Arbeits-kreises Nahmobilität mit dem Schwerpunkt Verbesserungen für einen barrierefreien Fußgängerverkehr wünschen.
Klaus Böttcher
Vorsitzender Bündnis90/Die Grünen Ortsverband Linsengericht
16.12.2025

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